Die Filmstarts-Kritik zu Singularity (2024)

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Singularity

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

1,5

enttäuschend

Singularity

Von Robert Laubenthal

Der Sci-Fi-Survival-Thriller „Singularity“ gehört zu jenen Werken, bei denen einem die Entstehungsgeschichte im Rückblick spannender vorkommt als der fertige Film selbst. Schon 2012 fanden in der Nähe von Prag die Dreharbeiten zum Langfilmregiedebüt des damals erst 20-jährigen Regisseurs Robert Kouba statt, damals firmierte der Film noch unter dem Titel „Aurora“. Anschließend lag die dystopische Zukunftsvision eine ganze Weile auf Eis, ehe schließlich nachträglich einige Szenen mit HollywoodstarJohn Cusack („2012“, „High Fidelity“) entstanden und der Film Ende 2017 doch noch einen kleinen Kinostart in den USA bekam. In dem sind die spät hinzugefügten Szenen nun ziemlich leicht zu identifizieren, vor allem weil sie keine rechte Bindung zum Rest der Erzählung haben und fast schon wie Fremdkörper wirken. Das ist zugleich symptomatisch für einen insgesamt sehr holprig erzählten und inszenierten Film, der außer einigen reizvollen thematischen Ansätzen wenig zu bieten hat. Und wenn es um die Auseinandersetzung mit künstlicher Intelligenz oder den Gegensatz zwischen Mensch und Maschine geht, bleibt „Singularity“ trotzdem noch meilenweit hinter Klassikern des Genres wie „Terminator 2“ und „Matrix“ zurück.

Im Jahr 2020 ist VA Industries der dominierende Konzern auf der Erde und stellt unter anderem humanoide Haushaltshelfer-Roboter her, die sich in so ziemlich jeder Wohnung finden lassen. Das neueste Projekt von VA Industries-Chef Elias van Dorne (John Cusack) - eine adaptive Künstliche Intelligenz namens Kronos – läuft allerdings gewaltig aus dem Ruder. Kronos entzieht sich bald jeglicher Kontrolle, assimiliert zunächst van Dorne und seinen Bruder Damien Walsh (Carmen Argenziano) und vernichtet dann (fast) die gesamte Menschheit. 97 Jahre später erwacht Andrew (Julian Schaffner), der von sich selbst glaubt, ein Mensch zu sein. Als solcher existierte er tatsächlich zum Zeitpunkt von Kronos‘ Erweckung, aber nun ist er ein lernfähiger Spionage-Android und soll für Kronos nicht nur letzte menschliche Widerstandsnester infiltrieren, sondern auch das sagenumwobene Aurora finden, eine menschliche Stadt, die sich dem Zugriff der Maschinen bisher erfolgreich entziehen konnte. Der nichts von Kronos‘ Vernichtungsfeldzug ahnende Android begibt sich gemeinsam mit der jungen Frau Calia (Jeannine Wacker) auf die Suche nach Aurora, dabei immer verfolgt von mörderischen autonomen Kampfmaschinen…

Die Filmstarts-Kritik zu Singularity (1)

Unter Singularität versteht man im Bereich der künstlichen Intelligenz das Eintreten des Zeitpunktes, an dem lernfähige Maschinen sich mit so großem Tempo selbst verbessern können, dass Menschen die Entwicklung nicht mehr nachvollziehen können. Die Maschinen hängen also die Menschen ab, und in „Singularity“ nimmt dieses Szenario eine besonders zerstörerische Form an: Ziemlich unvermittelt entscheidet die künstliche Intelligenz Kronos, die der nicht ganz nachvollziehbaren erzählerischen Einfachheit halber das menschliche Antlitz und die Stimme ihres längst getöteten „Erfinders“ Elias van Dorne verwendet, die gesamte Menschheit zu vernichten. Das gelingt ihr auf einen Schlag fast vollständig – aber nach diesem sehr rasanten Beginn kommt nicht nur Kronos‘ Zerstörungswerk ins Stocken, sondern auch Robert Koubas Film. Es folgt eine längere Phase erzählerischen Leerlaufs, in der weder das Gefühl der Aussichtslosigkeit so recht zum Tragen kommt, das der zielstrebig-zerstörerische Beginn nahelegt, noch wird ihm auf überzeugende Weise etwas anderes entgegengesetzt. Wenn es hier noch so etwas wie Hoffnung für die Menschheit gibt, dann beruht dieser Gedanke ausschließlich darauf, dass der Film zu diesem Zeitpunkt ja noch eine ganze Weile dauert…

Zwischen Ideen und Emotionen gibt es hier nie ein erzählerisches Gleichgewicht, der ganze Film ist eine sehr unausgewogene Angelegenheit. Am eklatantesten sichtbar wird dies in den durch die erwähnte zweiphasige Produktionsgeschichte verursachten Brüchen. Da agiert Hollywood-Veteran John Cusack gleichsam im luftleeren Raum und völlig isoliert von den beiden Jungdarstellern Jeannine Wacker und Julian Schaffner – abgesehen davon, dass er streng genommen sowieso nur die Hülle eines Menschen spielt. Dennoch sehen wir ihn immer wieder im Kontrollraum, wie er auf zahlreichen Monitoren die Odyssee von Andrew und Calia verfolgt. Deren Story wiederum ist der schwächste Teil von „Singularity“, das beginnt schon bei der Figurenzeichnung. So ist Wackers toughe Überlebenskämpferin Calia Welten entfernt von der Lebendigkeit und Widerspenstigkeit einer Katniss Everdeen aus „Die Tribute von Panem“.

Und dem Überlebenskampf, der hier ganz nach dem Muster anderer postapokalyptischer Storys wie „The Walking Dead“ aufgezogen ist (mit Maschinen statt Zombies) fehlt jede Dringlichkeit. Und so kann auch keine äußere Spannung die rein logischen Defizite übertünchen: So müsste es Calia eigentlich in mehreren Situationen zwingend auffallen, dass Andrew keine Erinnerung an die Zeit nach seiner menschlichen Existenz hat. Außerdem wirken die beiden Jungdarsteller angesichts der dünnen Story auch schauspielerisch überfordert: Manchmal hat es fast den Anschein, als wollten sie mit aller mimischer Gewalt jene Emotionen hervorzwingen, die der Film einfach nicht hergibt. So überzeugen an „Singularity“ letztlich nur die Anfangs- und Endminuten, in denen grundlegende Ideen zur Geltung kommen.

Fazit: „Singularity“ bietet eine durchaus reizvolle Science-Fiction-Prämisse, aber das Geschichtenerzählen bleibt hier bald genauso auf der Strecke wie die Spannung.

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